Erforschung von effiziente Verfahren zur Produktion von Biokraftstoffen und chemischen Wertstoffen am neuen Algentechnikum der TU München
Den Satz „Die Algen sind der Kraftstoff der Zukunft“ liest man immer wieder, doch was ist da Wahres dran? Biokraftstoffe sind bei Autos weitestgehend verpönt und wer nicht gerade auf das Geld achten muss, gönnt seinem Auto lieber das Standard Super-Benzin anstatt dem ungeliebten E10. Die Luftverkehrsbranche ist hier ein gutes Stück weiter. Bereits 2011 testete die Lufthansa erfolgreich den Einsatz von Biokraftstoffen im regulären Flugbetrieb über 6 Monate hinweg und konnte damit rund 1.500 Tonnen CO2 einsparen. Der Haken an der Sache ist nur, dass zum einen die Herstellung des Biokraftstoffs heutzutage noch sehr aufwendig und daher teuer ist, zum anderen würden riesige Flächen für den Anbau entsprechender Pflanzen benötigt, die bei der Produktion von Lebens- und Futtermitteln fehlen.
Eine vielversprechende Alternative bieten hier die besagten Algen, die es in diesem Zusammenhang zu erforschen gilt. Eine Möglichkeit hierfür hat nun die Technische Universität München in Kooperation mit der Airbus Group geschaffen. Auf dem Ludwig Bölkow Campus in Ottobrunn südlich von München haben die beiden Partner ein Technikum für die Algenzucht erbaut, das der Erforschung von effiziente Verfahren zur Produktion von Biokerosin und chemischen Wertstoffen aus Algen dienen soll. Denn Schätzungen der Wissenschaftler nach existieren rund 150.000 Algenarten weltweit, von denen bislang nur etwa 5.000 ansatzweise charakterisiert und lediglich zehn kommerziell zum Einsatz kommen werden. Dabei sind die Vorteile von Algen bspw. als Biokraftstoff in Bezug auf die CO2-Neutralität kaum bestreitbar. Denn obwohl bei der Verbrennung von Biokraftstoffen aus Algen eine vergleichbare Menge an CO2 zu der Verbrennung von fossilen Brennstoffen entsteht, wird die gleiche Menge zuvor durch die wachsenden Algen der Erdatmosphäre entzogen. Lediglich die bei der Herstellung von den Biokraftstoffen anfallenden CO2-Emissionen stehen hier zu Buche.
Es gibt also ausreichend Gründe, die Algenarten vertieft zu erforschen und ihre Geheimnisse für die effektive Produktion von Biokraftstoffen und anderen chemischen Wertstoffen nutzbar zu machen. Dafür bietet das neue Algentechnikums in Ottobrunn beste Voraussetzungen. Denn die Besonderheit des Gebäudes liegt darin, dass die lichttechnischen und klimatischen Bedingungen für praktisch jeden Ort auf der Welt simuliert werden können. Zum einen besteht die Fassade aus einem speziellen Glas, das durchlässig für UV-Strahlen ist, zum anderen hilft eine ausgefeilte Klimatechnik, das Wachstum der Algen zu begünstigen. Hinzu kommt eine Anlage mit hocheffizienten LEDs, die einzeln angesteuert Licht in allen Wellenlängenbereichen zwischen 300 und 800 Nanometern produzieren und damit dem Sonnenlicht sehr nahe kommen. So können sowohl tropische als auch sehr trockene Klimabedingungen erzeugt und in den beiden äußeren Hallen sogar zwei unterschiedliche Klimazonen simuliert werden. Die mittlere der drei Hallen des 1.500 Quadratmeter großen Gebäudekomplexes dient dabei weiteren Anzucht- und Vorbereitungsexperimenten, die in den ebenfalls dazugehörigen Labor- und Büroräumen betreut werden.
Mit dem Algentechnikum steht der Wissenschaft eine weltweit einmalige Forschungseinrichtung zur Verfügung, so den Worten des bayrischen Wissenschaftsministers Dr. Ludwig Spaenle nach. Und auch Dr. Jean Botti, Chief Technical Officer der Airbus Group, unterstreicht mit seinen Worten das starke Interesse und Engagement der Airbus Group an der Entwicklung regenerativer Treibstofftechnologien. Wir können also gespannt sein auf interessante und zukunftsweisende Forschungsergebnisse, die von den Partnern des Projekts erarbeitet werden.
Quelle und weiterführende Informationen: TU München, Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft