Gibt es bald eine Rückkehr der Überschall-Passagierflugzeuge?
Jahre nachdem der Flugverkehr mit dem Überschall-Passagierflugzeug Concorde endgültig eingestellt wurde, erscheinen wieder vermehrt Meldungen, dass neue Überschallflugzeuge für den Linienflugverkehr entwickelt werden. Neben der staatlichen Raumfahrtbehörde NASA in den USA präsentiert nun auch ein US-amerikanisches Start-up seinen Flugzeug-Entwurf. Ziel der Vorhaben ist es, ein Überschall-Passagierflugzeug zu entwickeln, das nicht nur schneller als alle anderen fliegt, sondern diese Dienstleistung auch kostengünstig anzubieten. Dies war nämlich das Problem der Concorde, für deren Hin- und Rückflug über den Atlantik man gern mal über 12.000 US-Dollar zahlen musste. Das Start-up Boom strebt hingegen einen Preis von rund 5.000 US-Dollar an – also vergleichbar mit einem normalen Business-Class Flug von London nach New York.
Möglich werden soll dies durch moderne Technik, effizientere Triebwerke und leichtere Materialen. Die Weiterentwicklungen in nahezu allen Bereichen machen es möglich, ein modernes Gegenstück zur Concorde zu entwickeln. Dass dieses Geschäft erträglich sein kann, belegen die vielen Konkurrenten, die schon seit Jahren an möglichen Alternativen arbeiten. Das Start-up Boom aus Denver will dies nun schneller und günstiger umsetzen als die weiteren Wettbewerber und sich so seinen Platz als Marktführer sichern.
Geplant ist ein Flugzeug, das in zwei Reihen mit jeweils Einzel-Sitzplätzen und einem Mittelgang Platz für bis zu 40 Passagiere bieten soll – natürlich mit First-Class Sitzen und dem entsprechenden Service. In einer Flughöhe von rund 60.000 Fuß bzw. 18.000 Metern soll das neue Überschall-Passagierflugzeug seine Reisegeschwindigkeit von Mach 2,2 (2.700 km/h) erreichen. Damit könnte die Strecke von London nach New York in knapp 3,5 Stunden zurückgelegt werden – sogar etwas schneller als die Concorde, die mit Mach 2,0 (2.450 km/h) unterwegs war. Im Vergleich zu einem normalen Linienflugzeug, das rund sieben Stunden für die gleiche Strecke benötigt, mehr als doppelt so schnell!
Ob sich dieses Konzept realisieren lässt, bleibt abzuwarten. Laut dem Unternehmen soll bereits Ende nächsten Jahres ein erster Testflug mit einem Prototyp des Fliegers auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien stattfinden. Bisher existieren außer dem Konzept und einen hölzernen Mock-ups jedoch noch nicht viel. Dennoch ist sich das Unternehmen sicher, mit moderner Simulations-Technologie die Entwicklung schnell und kostengünstig vorantreiben zu können. Aber ob sich alle Unwägbarkeiten der modernen Luft- und Raumfahrttechnik wirklich mit Simulationen ausmerzen lassen, wird bei Experten kritisch hinterfragt.
Wie langwierig und kostenintensiv solch eine Entwicklung sein kann, zeigt die Arbeit der NASA. Die staatliche Raumfahrtbehörde arbeitet für die Entwicklung eines leisen Überschall-Passagierflugzeugs mit verschiedenen Unternehmen der freien Wirtschaft zusammen. Erst kürzlich wurde ein Team unter der Leitung von Lockheed Martin Aeronautics Company of Palmdale (Kalifornien) für eine Vorstudie für die neue „Quiet Supersonic -Technologie (QueSSt)“ ausgewählt. Für rund 20 Mio US-Dollar soll es in dem 17 Monate langem Projekt die Basisanforderungen für die weitere Planung dokumentieren und einen vorläufigen Flugzeugentwurf zur Validierung erarbeiten. Wann es jedoch endlich soweit ist, kann die NASA nur schwer abschätzen. Je nach Finanzierungsmöglichkeit soll ein im Maßstab verkleinerter Prototyp ab etwa 2020 zu Testflügen starten – also deutlich später als das Start-up Boom aus Denver plant.
Quelle und weiterführende Informationen: Boom – Supersonic Passenger Airplanes, NASA